Jäger des verschwun­denen Pokals

Mit siegreicher Kommunikationsagentur
auf EXPO-Safari in Mailand

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Teil 1 von 6 | Ein Team unter Zugzwang

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Alles fängt so fröhlich an: Nach dem Gewinn des SDV Award 2015 – hart erkämpft gegen etablierte Player aus der nationalen Dialogmarketing-Szene – gönnt sich die Emmenbrücker Kommunikationsagentur SMUND einen wohlverdienten Ausflug in den Süden. Walter Werber, Denise Deski, Barbara Bucher-HalterGabriele Graf-Ücker und Wolfgang Woerther sind per Neigezug auf dem Weg an die EXPO Milano. Mitten im Gotthardtunnel hat Walter W. gerade fünf Fläschchen Spumante in den Preispokal umgefüllt, da geht plötzlich das Licht aus. In der Finsternis zuerst ein grosses Geschimpfe und Gezeter der Fahrgäste – dann ein Blitz, ein Knall, ein Schrei, das Licht geht wieder an, und … die goldene Trophäe hat sich in Luft aufgelöst!

Doch noch sicher in Mailand angekommen, findet das etwas frustrierte Kreativteam die Airbnb-Wohnung ohne grössere Zwischenfälle und kann den Sieges-Umtrunk in einer Schaumwein- und Literatenbar namens «Umberto Prosecco» nachholen.

Mit Verlaub: Dabei wird es ziemlich spät, denn mit zunehmendem Alkoholpegel vergisst man etwas die Zeit und ergeht sich in immer wilderen Theorien bezüglich Verschwinden, Reiseroute und momentanem Aufenthaltsort des abhanden gekommenen SDV-Pokals. Denise D. schiesst während der überschäumenden Debatte gleich ein paar Team-Selfies und postet sie umgehend auf Facebook. Wie man dann um halb vier Uhr morgens wieder ins Apartment am Corso Sempione zurückgefunden hat? Keine Ahnung.

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Mailand

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Mailand 45.481541, 9.165502

 

Aber als Wolfgang W. leicht schwankend als erster zur Tür hereintritt, liegt auf dem Boden des Korridors ein Blatt Papier – eine Seite aus einem italienischen Gourmet-Magazin …

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verschwundene Pokale

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Espressi

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Temperatur

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HHH (Häppy-Hour-Häppchen)

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Teil 2 von 6 | Die sackstarke Stadtrundfahrt

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Oh, bitte ein Aspirin!, geht es dem Kreativteam kollektiv durch die schmerzenden Köpfe. Und unten auf dem Corso sind wohl permanent mindestens zwei Dutzend Vespas knatternd unterwegs. Dann eben raus aus den Federn. Was da bloss los war gestern Nacht? Trübe, unscharfe Erinnerungsfetzen, die sich auflösen wie die Blööterli im Proseccoglas. Na egal, jetzt geht man erst einmal nach Mailand rein und frühstücken, denn es hat noch nichts im Kühlschrank. Moment, da war doch diese Heftli-Seite am Boden. Am Rand mit krakeliger Schrift eine Adresse in der bekannten Galleria Vittorio Emanuele II in Mailand. Könnte der SDV-Pokal da irgendwo gelandet sein? Wäre eine Möglichkeit. Nichts wie hin, befiehlt Walter W., in der Galleria können wir uns gleich auch noch hervorragend einen ersten Cappuccino und ein Cornetto genehmigen, während wir das weitere Vorgehen besprechen …

 

Frisch geduscht und sommerlich ausstaffiert tritt das Kreativteam eine halbe Stunde später auf den Corso Sempione hinaus. Gabriele G., immer schon ein wenig die Reiseleiterin bei SMUND-Exkursionen, zückt die Mailänder Stadtkarte, d.h. ihr iPad mit entsprechender App und hervorragender Usability, um ihren Teamkollegen den besten Fussweg ins Stadtzentrum aufzuzeigen. Wolfgang W. stöhnt:

  • Hat’s nicht eine U-Bahn-Station in der Nähe? Mir tun jetzt noch die Füsse weh vom Herumlatschen gestern Nacht! 

    Wolfgang W.
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Eine neue Debatte entspinnt sich, und keiner merkt, dass aus dem chiantiroten Kleinbus mit verdunkelten Fenstern, der die ganze Zeit schon mit laufendem Motor (diese Italiener!) am Trottoirrand gestanden hat, eine Gruppe kräftiger Gestalten mit Sepp-Blatter-Masken steigt und unser Reisegrüppchen umzingelt.

Dann geht alles ziemlich schnell: Dem Kreativteam werden leere Reissäcke aus der Po-Ebene übergestülpt, dann wird es in den Bus verfrachtet. He, was soll das?, protestiert Walter W., als sich der Transporter auch schon in Bewegung setzt. Doch die sich vorne nebeneinander quetschenden «Seppis» scheinen ihn nicht verstehen zu wollen. Es folgt eine halbe Ewigkeit des Herumkurvens, Gerüttels, Bremsens, Hupens und Reifenquietschens, quasi ein Mailänder Sightseeing, nur ohne Sightseeing. Als der raue Ritt endlich so abrupt endet, wie er begonnen hat, herrscht zuerst einmal drückende Stille im Fond des Busses, abgesehen vom Knurren von fünf SMUND-Mägen. Nach einer Weile hält es Barbara B. nicht mehr aus: Als einzige des Teams mit einem Schweizer Sackhegel ausgerüstet, beginnt sie, sich und die anderen Eingesperrten aus ihren Reissäcken zu schneiden. Gerade hat sie den Dosenöffner ausgefahren und will sich damit am Hecktürschloss zu schaffen machen, da springen beide Türflügel mit einem Knall auf, und draussen steht … ein Scheich!…

 

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Gelati

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Espressi

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Entführung

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Scheich

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Teil 3 von 6 | Chaos in der Oase

Genau genommen ist es gar kein Scheich, sondern sogar ein Emir, der das verdutzte Kreativteam in der unterirdischen Warenanlieferung der EXPO Milano 2015 in Empfang nimmt – und zum Abendessen in den landeseigenen Pavillon einlädt. Diese Katarer haben aber auch eine seltsame Vorstellung von Gastfreundschaft, geht es Gabi G. durch den Kopf. Man hätte ja einfach anrufen, simsen, facebooken oder xingen können, und schon wäre SMUND, immer auf der Suche nach neuen Geschäftskontakten, auf der (Orient-)Matte gestanden. Aber wenn ein Emir etwas will, dann holt sich der Emir das eben. Ganz einfach. Ist ja schon schön, wenn der exzellente Dialogmarketing-Ruf einer kleinen, aber feinen Emmenbrücker Agentur bis an die Golfregion vordringt, aber dann gleich so einen Zirkus veranstalten? Immerhin: Bei Lammspiesschen mit Beilage im Schneidersitz unter Palmwedeln kommt dann doch wieder etwas Stimmung auf.

Und der Emir kommt endlich zur Sache. Das heisst, er will zur Sache kommen. Eine verschleierte Schönheit will Wolf W. eben eine Schale Couscous dazureichen, da passiert es schon wieder: Licht aus, Knall, Blitz – und weg ist das reich verzierte güldene Gefäss! Die schwarze Security des Emirs ist natürlich (nun nicht mehr im Blatter-Look) gleich zur Stelle, umzingelt das Kreativteam und verlangt zu wissen, ob man etwas damit zu tun habe. Die fünf gesättigten und schon etwas teigigen Schweizer verneinen höflich. Aber falls es von Interesse sei: Ihnen sei selbst ein Pokal abhanden gekommen. Das Abendessen sei im Übrigen sehr lecker gewesen, šukran (merci!), man freue sich über den ersten Kontakt und auf spannende Projektgespräche, doch ziehe man sich nun doch lieber in die privaten Gemächer zurück. Hier bitte, die SMUND-Visitenkarte. Der Emir, immer noch ganz scheich, pardon, bleich wegen des plötzlichen Verlusts seiner Goldschale, sieht sich ausserstande, das Kreativteam weiter festzuhalten.

Dieses schafft es in der U-Bahn zurück ins Zentrum von Mailand gerade noch, nicht schon während der Fahrt einzuschlafen – für die ersten zwei Tage ist das doch etwas viel gewesen. Praktisch der ganze folgende Tag wird somit dösend und in der Airbnb-Wohnung herumschlurfend verbracht. Am kommenden Abend soll es, einstimmiger Team-Beschluss, etwas ruhiger zugehen: Im «Premiato Forno Cantoni» gleich um die Ecke will man vielmehr das bisher Erlebte nochmal durchkauen, buchstäblich. Na, wenn SMUND wüsste, dass es morgen wieder ganz dicke kommt …!

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Lammspiesschen

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Bauchtanz

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Scheichs

 

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Teil 4 von 6 | Minestrone zum Frühstück

Das SMUND-Kreativteam tritt in corpore schon etwas vorsichtiger aus dem Hauseingang am Corso Sempione als vorgestern, allen voran Walter W. mit dem wie Bonds Beretta 418 gezückten Knirps in beiden Händen und wie ein Fahnder links, rechts das Trottoir rauf- und runter die Lage abcheckend. Aber nein, konstatiert der kaltblütige Kommunikationsprofi fast etwas enttäuscht: Weder dunkle Lieferwagen noch düstere Figuren sind zu sehen, einzig eine schwarzgewandete Nonna mit zwei prall gefüllten Einkaufsnetzen watschelt an ihm vorbei und mustert ihn mit gerümpfter Nase «von oben herab» (effektiv schaut sie von unten herauf).

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Item: Es geht also endlich los, jetzt aber wirklich in die Galleria Vittorio Emanuele II zum Frühstück und nachher in den Dom, ein paar Kerzen anzünden, man weiss ja nie! Eine halbe Stunde später sitzt das Quintett Cornetti mampfend und Cappuccino schlürfend unter dem grossen Glasdach und schaut dem Treiben in der Einkaufspassage zu. Es sind magische Momente des Müssiggangs und -sitzens bei vollmundiger Konversation, endlich werden die längst fälligen Ansichtskarten geschrieben, die Zeit verfliegt in die sommerlich-lärmige Galleria, alles ist schwer paletti – da, plötzlich, bleibt dem Kreativteam beinahe der Blätterteig im Halse stecken: Vor ihnen baut sich ein beleibter, schwitzender Herr mit dunklem Teint und strenger Miene auf. Schon wieder ein Araber?

 

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Nach einigem Gestikulieren, Radebrechen und auf den Langenscheidt Deuten stellt sich heraus, dass der füllige Unbekannte aus Süditalien stammt, Chefkoch eines angesagten Mailänder Restaurants namens «Don Minestrone» ist und dass eben diesem Restaurant auch mehrere seiner Kulinarik-Auszeichnungen in Edelmetall abhanden gekommen sind. Wie es der Zufall wollte, war er ebenfalls im Zug nach Mailand und bekam den Basar um dem SDV Award live mit. Danach habe er das Kreativteam aber im allgemeinen Durcheinander aus den Augen verloren, dann erneut knapp verpasst, als es vor der Stazione Milano Centrale in ein Taxi stieg, dafür dem zurückkehrenden Chauffeur (gegen einen Lunch-Check) die Adresse entlocken und schliesslich doch noch die Magazinseite unter der Tür zur Team-Wohnung am Corso Sempione durchschieben können.

Sein Gekritzel betreffe übrigens den Antiquitätenladen schräg gegenüber in der Galleria, einen bekannten Umschlagplatz für Edelmetall von zweifelhafter Herkunft. Doch wie man von hier an der Bar aus sehen könne, sei der inzwischen geschlossen, weil Konkurs gegangen. Tja, peccato. Aber wo nun schon einmal alle hier seien, ein Vorschlag: Er koche heute Abend im italienischen Pavillon an der EXPO Milano 2015 – für eine Schweizer Delegation noch dazu! Wenn das SMUND-Team wolle, könne er es sicher noch auf die Gästeliste setzen. Es sei allerdings Abendgarderobe angesagt …

Verständlicherweise ist man von diesem Angebot charmiert und sagt sofort zu, worauf der Gastronom sein Telefonino zückt und die SMUND-Koordinaten eingibt, damit er rechtzeitig Bescheid geben könne, ob’s klappe.

 

 

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  • Oje, etwas Schickes für den Abend einzupacken, daran habe ich nun überhaupt nicht gedacht!

    Denise D.
Denise D. jammert. Man könne ja unmöglich bei so einem Anlass mit Cargo-Pants und Metallica-T-Shirt einfahren. Walter W. rollt mit den Augen: Jetzt mach mal einen Punkt, wir sind in der verdammten Modemetropole weltweit schlechthin! Ich ordne also an: SMUND geht ab auf die Boutiquen-Meile. Barbara B. zuckt bei dem Vorschlag innerlich etwas zusammen – da wird wieder einiges an kreativer Buchführung vonnöten sein, um diese Shopping-Tour – auch bei verlockendem Euro-Kurs – dem Steueramt als Spesen zu verkaufen. Papperlapapp! Um 18 Uhr ist das Kreativteam in feinste Stoffe gewandet, üppig parfümiert, zum Gala-Ausgang an die EXPO bereit …

… und steht kurze Zeit später am Eingang des italienischen EXPO-Pavillons, wo in Kürze die grosse Party anlässlich des nationalen «Giorno dei Produttori di Frutti di Mare» steigt. Gabriele G. kann es nicht fassen: Ausgerechnet Seafood, wo ich doch allergisch auf Schalentiere bin! Walter W. beruhigt: Take it easy, die machen dir sicher gerne auch einen Thonsalat oder so …  – Aufhören!, brüllt Wolf W. von hinten, ich halts bald nicht mehr aus vor Hunger, und ihr labert hier vom Essen rum. Ah, endlich, Anpfiff, konstatiert Walter W. Alle schön beienander bleiben, SMUND tritt geschlossen ein! Aber Moment, wo ist die Gabi? Die Nase pudern, hoffe ich mal … (Doch er denkt sich: Na, wenn das mit den Entführungen und Handgemengen nur nicht schon wieder losgeht!) – Entwarnung: Gabriele G. musste tatsächlich nur schnell mal. Es muss ja nicht ständig was passieren, also wirklich!

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Postkarten

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Cornetti

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Shopping-Taschen

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Schalentiere

 

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Teil 5 von 6 | Eine ganz schön smarte Party

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Der Abend im italienischen EXPO-Pavillon verläuft anfangs äusserst erfolgreich, und zwar kulinarisch wie politisch: So schafft es Barbara B. am Scampi-Buffet, Bundesrätin Sommaruga in ein ungezwungenes Kurzgespräch mit Visitenkartenübergabe zu verwickeln und damit für SMUND quasi einen Fuss in die Tür des Bundeshauses zu stellen. Doch dann geht wieder einmal das Licht aus. Was zuerst nicht weiter überrascht, denn sogleich trägt die Küchenmannschaft zu einer ohrenbetäubenden Puccini-Arie das mit Wunderkerzen übersäte Dessert in einer goldenen Schale herein. Das Überraschende kommt erst jetzt: Blitz! Knall! Schale weg! Dessert am Boden! Saal in heller Aufruhr!

 

Nanu, denkt sich Walter W., das Muster kenn ich doch. Ebenso entsinnt er sich, wie er kurz vor der Saalverdunkelung einen älteren Herrn mit schlohweissen Harren erspähte, der so etwas wie eine riesige Smartwatch trug und wie verrückt darauf herumdrückte. Der besagte Herr ist mitten im momentanen Trubel gerade dabei, sich davonzustehlen. Walter ist sogleich wieder ganz in Fahnder-Modus, kombiniert, folgert Schluss und nimmt die Verfolgung auf. Er wird an diesem Abend nicht mehr gesehen …

Die Aufregung um das entgangene Dessert hat die Party zwar brutal gestoppt, dennoch herrscht im italienischen EXPO-Pavillon weit über Mitternacht hinaus Betrieb. Denn statt des Desserts werden nun eben Weine, Biere und Spirituosen zur Nervenberuhigung und Entschädigung serviert. Es geht schon gegen die Dämmerung zu, da ist auch das Kreativteam reif fürs Nachtlager. Erst in der U-Bahn fällt dem einigermassen beschwipsten Quartett auf, dass man eigentlich ein Quintett sein müsste. Aber wer fehlt? Se-se-sekunde, ich hab’s gleich, murmelt Denise D. im Halbschlaf. Ah ja: Walter …

… mein Gott Walter!, durchzuckt es das verkaterte Kreativteam, von der Mailänder Morgenhitze aus den Federn und an den Küchentisch spediert. Na, jetzt erstmal einen Aufwachkaffee, wirft Wolfgang W. beschwichtigend in die zerknitterte, kleinäugige Runde. Er hat gerade eine erste Runde pechschwarze, heisse Flüssigkeit aus der Bialetti-Kanne eingeschenkt, da schellt bei Denise D. das Smartphone: Mann, Walter, wo hat’s denn dich hin verschlagen? Moment, ich stelle schnell auf Lautsprecher!

Und Walter W. legt los. Hier die Essenz seiner atemlosen Ausführungen: Also, da war doch dieser ältere Herr an der EXPO-Gala gestern Abend, Wolfgang hat ihn glaub ich auch gesehen, und der hat sich anscheinend gar nicht für das üppige Seafood-Buffet interessiert, dafür ständig an so einem Apparat rumgefummelt, der wie eine riesige Smartwatch aussah. Nach der Sache mit dem Dessert und der Verschwindibus-Goldschale wollte der Herr plötzlich einen Abgang machen. Ich also hinterher, denn wo der hinwollte, da mussten ja wohl auch die ganzen verschwundenen Goldpokale und -schalen sein, oder? Der Alte ist im Fall noch erstaunlich schnell zu Fuss gewesen.

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Am EXPO-Eingang draussen hat er sich dann aber doch auf so eine Vespa gehockt, und ab die Post. Ich, nicht verlegen, schnappte mir auf dem Parkplatz ein E-Velo (keinen Flyer! – schade) und setzte die Verfolgung fort. Wäre ein schönes nächtliches Sightseeing geworden,  hätte der Vordermann nicht so einen Affenzahn draufgehabt und immer wieder halsbrecherische Haken geschlagen.

Und der Akku ist zum Glück auch nicht ausgegangen. Irgendwann, mir hat schon das Füdli gesurrt, hat die Vespa dann vor so einem komischen Hochhaus mit Bäumen vor den Fenstern endlich eine Vollbremsung hingelegt. Der Alte mit dem Kästchen ist in die Eingangshalle gestürmt, ich ihm auf den Fersen, doch der Aufzug war schon weg – und, Mist, nur mit Schlüssel zu bedienen. Kommt dazu, dass der Typ auch noch bis in den obersten Stock fahren musste. Ich also Treppenhausmarathon mit mehreren Verschnaufpausen. Doch jetzt stehe ich auf dem Dach dieses senkrechten Walds inmitten von allerhand Goldgeschirr und halte den Pokaldieb mit meinem Knirps in Schach. – Walter, wo bist du?, schreit Gabriele G. ins Handy. Wie bitte?!, brüllt Walter zurück. Ich steh’ hier und habe keine Hand mehr frei! Braucht mal ein wenig euren Grips, googelt den verflixten «Bosco verticale» und kommt mir zu Hilfe, aber pronto!

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Schalentiere

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EXPO-Besucher

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verschwundene Goldschalen

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Verfolgungsjagd

 

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Teil 6 von 6 | Ich glaub, ich steh auf dem Wald

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In den Aufzug des nagelneuen Wohnturms an der Ecke Via De Castillia und Via Confalonieri zu gelangen, ist für die vier Chef-Retter von SMUND weiter kein Problem, denn sie haben den Grips eingeschaltet, schnell auf dem Notebook ein paar Visitenkarten des Architekturbüros (Stefano Boeri Architetti) gefälscht und sich damit im Foyer vom Concierge den Schlüssel «ausgeliehen». Als auf dem Dach in 110 Metern Höhe die Lifttüren auseinandergleiten, sind alle zuerst einmal geblendet. Der ganze Platz ist tatsächlich übersät mit Goldgefässen, -tellern und -schalen, dass selbst einem FIFA-Funktionär die Spucke wegbliebe.

Und inmitten all der glitzernden Pracht: Walter in Showdown-Pose, ihm gegenüber ein schmächtiger älterer Herr mit wirrem weissem Haar und einer riesigen Smartwatch am Handgelenk. Walter, mit heiserer Stimme: Jetzt hören sie schon auf, das Ding funktioniert ja gar nicht richtig. Auch wenn Sie damit alles Gold von Mailand hier aufs Dach gebeamt haben, jetzt ist Schluss! – Gar nicht Schluss ist!, erwidert Walters Gegenüber mit wildem Blick.

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  •  Ich werde mit meiner Erfindung alles überflüssige Gold auf der Welt einsammeln und das Lösegeld einsetzen, um den Welthunger zu besiegen. Meinen grossen Plan werde ich morgen per Video-Stream im Schweizer Pavillon der Welt verkünden. Dann sieht man da wenigstens mal was wirklich Aufregendes. Getrocknete Äpfel, Wasser, Kaffee, Salz, das ist ja lächerlich!

    Professor Theobald von Blauenstein

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Walter, offenbar abgekämpft, scheint aufzugeben: Okay, dann werden sie halt glücklich mit  Ihrer behämmerten Erfindung und füttern den Planeten durch. Geben Sie mir jetzt einfach unseren SDV Award zurück, der ist ohnehin nur aus Trompetengold, und wir machen einen Abgang. Da drüben steht er …

Mit einer Mischung aus Faszination und leichtem Horror sieht das Kreativteam zu, wie sein Chef, am Ende seiner Kräfte, und der offensichtlich total verrückte Erfinder zum Dachrand des Hochhauses hinübergehen. Als Walter den Pokal bereits in der Hand hält, dreht der Alte, der etwas an einen der beiden Alberts (Einstein  oder Schweitzer) erinnert, eine erstaunlich behende Pirouette, entreisst ihm das gute Stück wieder und krächzt: Wenn einer Preise gewinnt, dann sowieso ich! – Das könnte dir so passen!, knurrt Walter, mit der Energie der Empörung neu aufgeladen, und es kommt zum Zweikampf um den SDV-Blechkübel. In der Hitze des Gefechts stolpern beide Kontrahenten gleichzeitig, und das völlig entsetzte SMUND-Team muss mit ansehen, wie sie, nach wie vor zerrend und boxend, in die Tiefe sausen, vorbei an Tännchen und kleinen Eichen, die sanft im Mailänder Morgenwind wiegen. Also, jetzt wird’s mir zu bunt, meint Wolfgang W., beginnt hysterisch zu lachen, springt den beiden Streithähnen hinterher …

 

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… und wacht, von einem Lachanfall geschüttelt, im Zugabteil auf. Rundherum nur Fragezeichen auf den Gesichtern. Was’n los, fragt er, sich die Tränen aus den Augen reibend. Na, du hast gut pennen und dann lachen, entfährt es Denise D. Wir stehen hier seit zwei Stunden auf dem Gleis Richtung Chiasso zurück. Also unseren Auftritt an der SDV-Award-Verleihung können wir uns ans Bein streichen. Na, dieses spitzige Teil müssen sie uns dann halt per Post zuschicken. Schlaf also ruhig weiter, mein Texter-Prinz …

 

 

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Stockwerke

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SDV Bronze-Award

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SDV Gold-Award