Das SMUND-Kreativteam tritt in corpore schon etwas vorsichtiger aus dem Hauseingang am Corso Sempione als vorgestern, allen voran Walter W. mit dem wie Bonds Beretta 418 gezückten Knirps in beiden Händen und wie ein Fahnder links, rechts das Trottoir rauf- und runter die Lage abcheckend. Aber nein, konstatiert der kaltblütige Kommunikationsprofi fast etwas enttäuscht: Weder dunkle Lieferwagen noch düstere Figuren sind zu sehen, einzig eine schwarzgewandete Nonna mit zwei prall gefüllten Einkaufsnetzen watschelt an ihm vorbei und mustert ihn mit gerümpfter Nase «von oben herab» (effektiv schaut sie von unten herauf).

Item: Es geht also endlich los, jetzt aber wirklich in die
Galleria Vittorio Emanuele II zum Frühstück und nachher in den Dom, ein paar Kerzen anzünden, man weiss ja nie! Eine halbe Stunde später sitzt das Quintett Cornetti mampfend und Cappuccino schlürfend unter dem grossen Glasdach und schaut dem Treiben in der Einkaufspassage zu. Es sind magische Momente des Müssiggangs und -sitzens bei vollmundiger Konversation, endlich werden die längst fälligen Ansichtskarten geschrieben, die Zeit verfliegt in die sommerlich-lärmige Galleria, alles ist schwer paletti – da, plötzlich, bleibt dem Kreativteam beinahe der Blätterteig im Halse stecken: Vor ihnen baut sich ein beleibter, schwitzender Herr mit dunklem Teint und strenger Miene auf. Schon wieder ein Araber?

Nach einigem Gestikulieren, Radebrechen und auf den Langenscheidt Deuten stellt sich heraus, dass der füllige Unbekannte aus Süditalien stammt, Chefkoch eines angesagten Mailänder Restaurants namens «Don Minestrone» ist und dass eben diesem Restaurant auch mehrere seiner Kulinarik-Auszeichnungen in Edelmetall abhanden gekommen sind. Wie es der Zufall wollte, war er ebenfalls im Zug nach Mailand und bekam den Basar um dem SDV Award live mit. Danach habe er das Kreativteam aber im allgemeinen Durcheinander aus den Augen verloren, dann erneut knapp verpasst, als es vor der Stazione Milano Centrale in ein Taxi stieg, dafür dem zurückkehrenden Chauffeur (gegen einen Lunch-Check) die Adresse entlocken und schliesslich doch noch die Magazinseite unter der Tür zur Team-Wohnung am Corso Sempione durchschieben können.
Sein Gekritzel betreffe übrigens den Antiquitätenladen schräg gegenüber in der Galleria, einen bekannten Umschlagplatz für Edelmetall von zweifelhafter Herkunft. Doch wie man von hier an der Bar aus sehen könne, sei der inzwischen geschlossen, weil Konkurs gegangen. Tja, peccato. Aber wo nun schon einmal alle hier seien, ein Vorschlag: Er koche heute Abend im italienischen Pavillon an der EXPO Milano 2015 – für eine Schweizer Delegation noch dazu! Wenn das SMUND-Team wolle, könne er es sicher noch auf die Gästeliste setzen. Es sei allerdings Abendgarderobe angesagt …
Verständlicherweise ist man von diesem Angebot charmiert und sagt sofort zu, worauf der Gastronom sein Telefonino zückt und die SMUND-Koordinaten eingibt, damit er rechtzeitig Bescheid geben könne, ob’s klappe.

Denise D. jammert. Man könne ja unmöglich bei so einem Anlass mit Cargo-Pants und Metallica-T-Shirt einfahren. Walter W. rollt mit den Augen: Jetzt mach mal einen Punkt, wir sind in der verdammten Modemetropole weltweit schlechthin! Ich ordne also an: SMUND geht ab auf die
Boutiquen-Meile. Barbara B. zuckt bei dem Vorschlag innerlich etwas zusammen – da wird wieder einiges an kreativer Buchführung vonnöten sein, um diese Shopping-Tour – auch bei verlockendem Euro-Kurs – dem Steueramt als Spesen zu verkaufen. Papperlapapp! Um 18 Uhr ist das Kreativteam in feinste Stoffe gewandet, üppig parfümiert, zum Gala-Ausgang an die EXPO bereit …
… und steht kurze Zeit später am Eingang des
italienischen EXPO-Pavillons, wo in Kürze die grosse Party anlässlich des nationalen «Giorno dei Produttori di Frutti di Mare» steigt. Gabriele G. kann es nicht fassen: Ausgerechnet Seafood, wo ich doch allergisch auf Schalentiere bin! Walter W. beruhigt: Take it easy, die machen dir sicher gerne auch einen Thonsalat oder so … – Aufhören!, brüllt Wolf W. von hinten, ich halts bald nicht mehr aus vor Hunger, und ihr labert hier vom Essen rum. Ah, endlich, Anpfiff, konstatiert Walter W. Alle schön beienander bleiben, SMUND tritt geschlossen ein! Aber Moment, wo ist die Gabi? Die Nase pudern, hoffe ich mal … (Doch er denkt sich: Na, wenn das mit den Entführungen und Handgemengen nur nicht schon wieder losgeht!) – Entwarnung: Gabriele G. musste tatsächlich nur schnell mal. Es muss ja nicht ständig was passieren, also wirklich!
Teil 4 von 6 | Minestrone zum Frühstück Juni 19th, 2015skissmade